30 Jahre Abschaffung des § 151 in der DDR – der Osten als Vorreiter für die Rechte Homosexueller
Vor 30 Jahren, am 30. Juni 1989, wurde in der DDR der Paragraf 151 StGB gestrichen, der für homosexuelle Handlungen ein höheres Schutzalter, als für heterosexuelle Kontakte vorgesehen hatte. Damit endete in der DDR die Kriminalisierung von Homosexuellen fünf Jahre eher, als in Westdeutschland, wo der Paragraf 175 erst 1994 endgültig gestrichen wurde. Die Streichung erfolgte in Westdeutschland auch nur im Zuge der Rechtsangleichung zwischen Ost und West. Dazu erklärt Oliver Strotzer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Akzeptanz und Gleichstellung in der SPD Sachsen (SPDqueer):
„Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die Wiedervereinigung die Lesben und Schwulen in ganz Deutschland befreite und damit erst den Kampf für gleiche Rechte ermöglichte. Denn es waren ostdeutsche schwule Bürgerrechtlicher um Eduard Stapel, die mit der Gründung des Schwulenverbands in der DDR (SVD) am 18. Februar 1990 in Leipzig, den Grundstein für den gesamtdeutschen Lesben- und Schwulenverband legte.
Die ostdeutsche Emanzipationsbewegung von Lesben und Schwulen entstand zwar erst in den 80er Jahren, im Windschatten der Bürgerrechtsbewegung in der DDR, und damit viel später als in Westdeutschland. Aber sie vermochte mit ihrem Mut und ihrer Energie, die zerstrittene und kraftlose Community in Westdeutschland wiederzubeleben und sie im Sinne eines gesamtdeutschen Emanzipationskampfs zu einen. Darauf können und sollten die ostdeutschen Lesben und Schwulen stolz sein“, so Strotzer.
Hintergrund:
Das geschichtliche Bewusstsein über diesen Emanzipationskampf existiert in der deutschen LSBTIQ-Community leider kaum. Es existiert keine breite Vermittlung zur Geschichte der modernen Emanzipationsbewegung von Lesben und Schwulen in Deutschland, geschweige denn an Schulen oder Universitäten.
Als SPDqueer Sachsen unterstützen wir aus diesem Anlass die Neugründung der Holbein-Stiftung, benannt nach Dr. Hans Holbein, einem Vorkämpfer für die Rechte Homosexueller und Mitglied im von Dr. Magnus Hirschfeld 1897 gegründeten wissenschaftlich-humanitären Komitee, der weltweit ersten Homosexuellenorganisation. Die Stiftung soll, angesiedelt an der Universität Jena, als Interdisziplinäres Forschungszentrum zur Geschichte und Gegenwart der Homosexualitäten fungieren und sich dabei auch der Emanzipationsgeschichte von LSBTIQ widmen.