Friedel: Das wird alles andere als normal – aber Not macht erfinderisch

Sabine Friedel, bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag, am Mittwoch zur bevorstehenden Öffnung von Grundschulen und Kindertagesstätten für den „eingeschränkten Regelbetrieb“:

+++ Enge Partnerschaft von Eltern und pädagogischen Fachkräften gefragt: Es geht um die Bedürfnisse der Kinder +++

Uns erreichen große Erwartungen und große Befürchtungen. Beides ist übertrieben. Die nächsten Monate werden alles andere als normal in unseren Schulen und Kitas. Darüber darf auch das Wort vom ‚eingeschränkten Regelbetrieb‘ nicht hinwegtäuschen. Es wird verkürzte Öffnungszeiten geben, andere Tagesabläufe und eingeschränkten Unterricht. All das wird Probleme mit sich bringen“, so Sabine Friedel. „Doch die Kinder weiterhin von allem auszuschließen, brächte noch viel größere Probleme mit sich. Wir können den Kindern ihr Recht auf Bildung, auf gemeinsames Spiel und sozialen Austausch nicht dauerhaft verwehren. Deshalb ist es bei allen zu erwartenden Schwierigkeiten richtig, die Kitas und Schulen vorsichtig und schrittweise wieder zu öffnen.“

„Alle Vorsichtsmaßnahmen und Einschränkungen sind nötig“, betont die Bildungsexpertin. „Sie dienen dem Wohl der pädagogischen Fachkräfte. Dadurch, dass in den Kitas und Schulen feste Gruppen absolute Grundbedingung sind, können sich lange Infektionsketten gar nicht erst aufbauen und mehr Menschen bleiben geschützt. Es ist gut, dass die Kitas und Grundschulen vom Kultusministerium größten Freiraum bei der zeitlichen und räumlichen Organisation ihrer pädagogischen Arbeit erhalten haben. Diesen müssen sie nun auch nutzen! Gruppenbildung, mehr Selbstlernphasen statt geführten Unterrichts, viel Freizeit im Freien, die Einbeziehung des Horts und von GTA-Kräften auch am Vormittag und eine verstärkte Zusammenarbeit mit schulexternen Bildungsträgern – es gibt viele Bausteine, mit denen jede Einrichtung die für sie bestmögliche Lösung finden kann.“

Friedel weiter: „Während in der einen Einrichtung eine Betreuung von 7 bis 16 Uhr organisiert werden kann, geht es an einer anderen Einrichtung aufgrund von Personalmangel vielleicht nur von 9 bis 13 Uhr. Dies alles hängt ab von den räumlichen und personellen Bedingungen vor Ort. Doch selbst wenn es nur drei oder vier Stunden am Tag sind: Für die Kinder wird diese Zeit eine unglaubliche Erleichterung und Bereicherung sein. Und von den Eltern muss alles Verständnis dafür erwartet werden, dass der Infektionsschutz für die Fachkräfte eine längere Betreuungszeit nicht zulässt. Sie sollten sich mit ihren Kindern freuen, dass es überhaupt wieder in die Kita oder in die Schule geht.“

Friedel appelliert: „Bei allen Diskussionen dürfen wir nicht vergessen: Keiner hat sich dieses Virus ausgesucht. Es ist nun einmal da, es bleibt da und wir müssen Wege finden, damit umzugehen. Es heißt nicht umsonst: ‚Not macht erfinderisch‘. In vielen Kitas und Schulen werden nun neue Wege gefunden. 

Allen – den Eltern, den Fachkräften und den Behörden – muss klar sein:

  • Es wird verkürzte Öffnungszeiten und verkürzten Unterricht geben.
  • Es geht nicht nach Lehrplan, sondern nach den Bedürfnissen der Kinder.
  • Es wird Lehrer/innen und Erzieher/innen geben, die nicht direkt mit den Kindern arbeiten können.
  • Es wird Kinder geben, die nicht in die Schule geschickt werden können.
  • Es wird neue Tagesabläufe geben, die sich vom ‚Normalen‘ deutlich unterscheiden.

Mit der neuen Rechtsverordnung hat die Staatsregierung häusliche Betreuungs- und Lerngruppen ermöglicht. Damit können sich die Familien gegenseitig helfen und auch die Kita oder Grundschule ihres Kindes in besonderer Weise unterstützen. Die Lerngruppen im häuslichen Umfeld können auch den älteren Schülern helfen, die Selbstlernphasen besser zu bewältigen. Wir freuen uns, dass unser Vorschlag aufgenommen wurde.

In den nächsten Wochen ist es aus unserer Sicht wichtig, eine klare und verlässliche Finanzierung für die Kosten im Kita-Bereich zu vereinbaren. Diese muss einerseits den pandemiebedingten Mehraufwand der Träger berücksichtigen und andererseits die Belastungen der Eltern reduzieren – gerade wenn eine ‚normale Regelbetreuung‘ auf längere Zeit nicht gewährleistet werden kann.“