Martin Dulig: „Die Neuaufstellung an der Parteispitze ist eine große Chance für unsere Partei.“

Thema: Parteitag in Neukieritzsch – Rede Martin Dulig

Martin Dulig: „Die Neuaufstellung an der Parteispitze ist eine große Chance für unsere Partei.“

In Neukieritzsch hielt Martin Dulig seine letzte Rede als Vorsitzender der SPD Sachsen. Emotional. Selbstkritisch. Zukunftsweisend. Nach 12 Jahren im Amt reichte er heute den Staffelstab des Vorsitzenden an Kathrin Michel und Henning Homann weiter.

“Ich freue mich, heute so viele gut gelaunte Gesichter und optimistische Gesichter zu sehen. Das war Anfang Juli, bei unserem letzten Parteitag, ganz anders. Da sagte ich, dass wir an uns glauben müssen, unsere Inhalte präsentieren müssen. Damals standen wir bei 15 Prozent im Bund. Und dann kam dieser tolle Aufschwung. Olaf Scholz hat für uns die Türen geöffnet. Er hat dafür gesorgt, dass sich die Menschen wieder für die SPD interessieren.”

Es sei richtig gewesen, im Wahlkampf den Respekt vor den Lebensleistungen der Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. “Wir haben den Respekt seit Jahren eingefordert und er ist nun im Wahlkampf zum zentralen Thema geworden.” Der sächsische CDU-Vorsitzende hat in diesem Zusammenhang den ungeheuren Vorwurf erhoben, die SPD habe mit dieser Erzählung die AfD stark gemacht. “Nein, lieber Michael Kretschmer, wir haben damit die Wahl gewonnen!” Dieses Respekt- und Zukunftsversprechen müsse von Anfang an umgesetzt werden, etwa mit der zügigen Einführung des Mindestlohnes von 12 Euro.

“Wir haben in Sachsen eine Koalition von CDU, Grünen und SPD. Und ich sage das jetzt ohne Arroganz: Liebe CDU, bewahrt bitte die Nerven! Denn wir haben in Sachsen einen gemeinsamen Koalitionsvertrag und wir haben in Sachsen eine gemeinsame Aufgabe zu erfüllen. Wir werden das auch gerne und selbstbewusst tun”, blickte Dulig voraus.

“Eine Profilbildung innerhalb der SPD beginnt vor allem dadurch, dass wir erfolgreich in Sachsen und vor allem erkennbar für die Menschen sind. Wir dürfen mit dem neuen Selbstbewusstsein auch deutlich machen, was uns wichtig ist. Es kann auch mehr Konflikte geben. Aber wenn Konflikte, dann bitte um die Sache – damit die Menschen auch sehen, worum gerungen wird. Zum Beispiel, was eine nachhaltige, vernünftige Infrastruktur ist, die nicht nur Straßenbau, sondern auch Nahverkehr, Schiene, schnelles Internet und Radwege einschließt.”

“Dies ist meine letzte Rede als Landesvorsitzender. Und ich bin stolz auf das, was wir in den vergangenen 12 Jahren gemeinsam geschafft haben. Ich habe auch Fehler gemacht, ich bin auch nur ein Mensch. Aber ich möchte bei der Bewertung meiner Tätigkeit auch um Fairness bitten: Ich möchte nicht nur auf ein Landtagswahlergebnis 2019 reduziert werden. ,Wegen Umbau geöffnet’ – mit diesem Slogan trat ich 2009 als Parteichef an. Heute ist die SPD eine  Beteiligungspartei, eine junge Partei – offen und zugänglich für jeden. Die Wahl 2014 war getragen von Hoffnung und Zuversicht. Es war ein Aufbruch, der uns in die Regierung brachte. Und dann kam das Jahr 2015. Und das muss man deutlich sagen: Es war ein derartiger gesellschaftlicher und politischer Umbruch, der das ganze Land und politische System verändert hat. Bis heute haben wir eine Spaltung der Gesellschaft und drastische Veränderungen auf das Wahlverhalten. Dann kam das Wahlergebnis 2019, und das war einfach nur bitter.”

Zum Schluss seiner Rede wies Dulig emotional darauf hin: “Ich bleibe Teil der Verantwortungsgemeinschaft der SPD in Sachsen. Ich gebe die Kapitänsbinde heute ab. Aber ich bleibe weiter im Spiel. Niemand schießt die Tore alleine. Und diese Neuaufstellung an der Parteispitze heute ist eine große Chance für unsere Partei. Danke! Macht’s gut!”