Wie Korea von Sachsen lernen will: Sächsische Delegation bereist demilitarisierte Zone

Am letzten Tag der Koreareise von Wirtschaftsminister Martin Dulig stand das Thema Wiedervereinigung im Fokus. Dazu tauschte sich die sächsische Delegation um Martin Dulig gemeinsam mit Vertretern der Friedrich-Ebert-Stiftung und Nichtregierungsorganisationen (NGO) zu Hilfsmaßnahmen, politischen Entwicklungen und Perspektiven im Verhältnis zwischen Süd- und Nordkorea aus. Anschließend reiste der Staatsminister in die demilitarisierte Zone nach Panmunjom. Dabei durfte die Delegation sogar die historischen drei blauen Baracken betreten, in deren Mitte die Grenze verläuft. In der mittleren Baracke finden monatliche Gespräche der UN-Nationen statt, die den Waffenstillstand der noch immer im Krieg befindlichen beiden koreanischen Staaten überwachen.

„Ich bin zutiefst berührt und beeindruckt, hier bekommt man Gänsehaut“, beschreibt Martin Dulig am Grenzpunkt seine Eindrücke. „Hier stoßen Freiheit und Diktatur aufeinander, dies ist einer der letzten Punkte des kalten Krieges auf der Welt. Ich habe mir die gewaltigen Ausmaße des Grenzgebietes nicht vorstellen können.“ Vier Kilometer ist die demilitarisierte Zone breit – jeweils zwei Kilometer liegen in Süd- und Nordkorea. Über das „Freedom House“ gelang die Delegation zur Conference Road. Dort stehen sich Nord- und Südkoreaner direkt gegenüber – bis auf 20 Zentimeter Nähe, die Breite des Betongrenzstreifens in der Mitte des Areals.
Dulig: „Wenn man sich die historischen Dimensionen in Erinnerung ruft, wird man demütig. Wir Deutschen können dankbar, froh und zufrieden sein mit dem, was wir durch die Deutsche Einheit gewonnen und erreicht haben.“

Panmunjom ist die gemeinsame Sicherheitszone zwischen Nord- und Südkorea. Von 1951 bis 1953 wurde in der militärischen Siedlung das Ende des Koreakrieges verhandelt. Die sogenannte „Brücke ohne Wiederkehr“ galt lange als einziger Grenzübergang zwischen beiden Staaten.

Sachsen gilt in Korea als Vorbild in Sachen Wiedervereinigung – vor allem bei der wirtschaftlichen Entwicklung. Voraussetzung dafür war zunächst die Privatisierung der staatlichen Betriebe sowie hohe Sanierungsinvestitionen. Der zügige Ausbau der Infrastruktur und die gut ausgebildeten Fachkräfte, die sich nach den ersten Erfolgen für den Verbleib im ehemaligen Osten Deutschland entschieden, gelten als Erfolgsfaktoren für den Technologiestandort Sachsen.

Martin Dulig: „Ich wurde bei fast allen meinen Terminen hier in Südkorea zur Wiedervereinigung befragt. Allerdings gibt es zwischen den ehemaligen beiden deutschen Staaten und den beiden koreanischen Staaten gewaltige Unterschiede. Dieses Jahr ist die Halbinsel 70 Jahre getrennt. Wir helfen gern mit Informationen weiter und beraten auch gern, aber Korea muss seinen eigenen Weg geben. Die deutsche Wiedervereinigung kann keine Blaupause für eine koreanische sein.“

Eine Vielzahl an Nichtregierungsorganisationen ist um humanitäre Hilfe für Nordkorea bemüht. So versorgt das Korean Sharing Movement den Norden seit den 1990er Jahren mit Nahrungsmittelhilfen. Die Okedongmu Children in Korea hat sich der medizinischen Versorgung, Ernährungs- sowie Bildungsförderung nordkoreanischer Kinder verschrieben. Das Insitute for Peace and Unification Studies an der Seoul National University geht den Fragen nach, die während eines Wiedervereinigungsprozesses auf der koreanischen Halbinsel aufkommen könnten und bestimmt mögliche Konflikte zwischen den Ländern.

Morgen wird der Wirtschaftsminister weiter nach China in die Provinz Hubai und Peking reisen. Gemeinsam mit einer sächsischen Unternehmerdelegation stehen dann bis zum Freitag unter anderem die Eröffnung der „Expo Central China 2015“, Treffen mit lokalen und nationalen Unternehmen sowie der Dialog mit chinesischen Politikern zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit auf dem Programm. Kernthema des fünftägigen Besuches ist der Maschinen- und Anlagenbau. China ist Sachsens wichtigster Auslandsmarkt.