Friedel zum Bildungsmonitor: Nicht auf Lorbeeren ausruhen

Sabine Friedel, Sprecherin für Bildungspolitik der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag, zum Bildungsmonitor:


+++ Bildungsmonitor bescheinigt Sachsen gute Ganztagsangebote +++ Schulabbrecherquote immer noch zu hoch +++ Vergleichsstudien nutzen, um von anderen zu lernen +++

„Der Bildungsmonitor zeigt, dass wir in Sachsen mit einigen Dingen im Bildungsbereich zufrieden sein können. Das ist aber kein Grund, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Solange sich Deutschland insgesamt im internationalen Vergleich nur im Mittelfeld befindet, haben wir noch viel Luft nach oben. Aus dem Bildungsmonitor die Schlussfolgerung zu ziehen, in Sachsen wäre alles Spitze, verbietet sich schon allein mit Blick auf den Lehrermangel“, erklärt die Bildungsexpertin der SPD-Fraktion, Sabine Friedel, zum Bildungsmonitor.

Die gut ausgebaute Ganztagsinfrastruktur an Sachsens Schulen ist ein wichtiger Pluspunkt. Ganztagsangebote wurden in Sachsen mit der ersten CDU-SPD-Koalition 2004 – 2009 eingeführt und erweisen sich seither als großer Erfolg. Auch die in Sachsen auf SPD-Initiative hin eingerichteten Willkommenskitas gelten im Bildungsmonitor als gelungenes Beispiel.

Der Bildungsmonitor bescheinigt dem Freistaat auch, mit seiner Hochschullandschaft für Studierende aus anderen Bundesländern sehr attraktiv zu sein. Im Vergleich zieht Sachsen bundesweit die meisten Studienanfänger an. Bei der beruflichen Bildung aber werden in Sachsen mehr Ausbildungsverträge (29,4 Prozent) als im Bundesdurchschnitt (27,7 Prozent) vorzeitig wieder aufgelöst. Die Zukunft der beruflichen Bildung muss daher stärker in den Fokus der künftigen Planungen rücken.

Noch zulegen kann Sachsen unter anderem bei der Entwicklungsdynamik. Während viele Bundesländer ihre Bildungsmonitor-Werte im Vergleich zu vorangegangenen Studien verbessern konnten, stagniert die Entwicklung in Sachsen. Allerdings haben gerade in den Bereichen Kinder- und Ganztagesbetreuung andere Bundesländer auch deutlich größeren Aufholbedarf.

Zum Einfluss der sozialen Herkunft auf die Kompetenzen stellt die Studie fest: „Deutschland ist dabei von einem der letzten Plätze ins Mittelfeld vorgerückt.“ (S. 97) „Alle Bundesländer weisen einen statistisch signifikanten Zusammenhang“ zwischen den Merkmalen sozioökonomische Herkunft und Schülerkompetenz auf (S. 97). Erfreulich ist, dass in Sachsen (gemeinsam mit Thüringen) der Zusammenhang dabei geringer ist als im Bundesdurchschnitt. Noch immer aber liegt die Schulabbrecherquote mit 8,4 Prozent weit über dem Bundesdurchschnitt mit 5,5 Prozent.

Die Studie konstatiert auch: „Verbesserungsbedarf besteht bei der Effizienz der eingesetzten Mittel“ (S. 168). Hier gibt es Bundesländer wie Hamburg und Niedersachsen, die bei der Effizienz wesentlich bessere Werte erreichen und gleichzeitig kleine Klassen und eine gute Lehrer-Schüler-Relation haben. Gerade jetzt muss Sachsen alles daran setzen, die Lehrer-Schüler-Relation und damit die Qualität des Unterrichts trotz aller Widrigkeiten nicht zu verschlechtern. Ein Blick über den Tellerrand lohnt sich: Schulscharfe Ausschreibungen, Stadtteilschulen und die Einführung von mehr Eigenverantwortung dürften sowohl in Niedersachsen als auch in Hamburg wichtige Effizienzverbesserer darstellen.

Friedel abschließend: „Insgesamt wird klar: Deutschland ist nach wie vor als Bildungsland nur Mittelmaß im internationalen Wettbewerb. Und alle deutschen Bundesländer haben in manchen Bereichen Stärken, in anderen Schwächen. Sachsen sollte die Vergleichsstudie auch weiterhin dafür nutzen, aus positiven Beispielen anderer Bundesländer zu lernen, so wie andere Länder unsere positiven sächsischen Merkmale wie Ganztagsangebote, Willkommenskitas und eine exzellente Hochschullandschaft aufgreifen.“