Politik ist wie Backen: Gute Rezepte sind gefragt

Die Kandidierenden und ihre Teams sind täglich unterwegs. Was sie dabei erleben, ist nicht immer schön. Doch es kommt darauf an, was man daraus macht.

Europa-Abgeordnete Delara Burkhardt unterstützt die Dresdner Bundestagskandidatin Rasha Nasr

Europa-Abgeordnete Delara Burkhardt unterstützt die Dresdner Bundestagskandidatin Rasha Nasr

Die kleinen Kuchen kommen gut an. Rasha Nasr verteilt selbstgebackene Cupcakes am Wahlkampfstand. Doch dahinter steckt kein simples Einschmeicheln bei den Wählerinnen und Wählern. In einer schicken Broschüre hat die Dresdner Bundestagskandidatin Backrezepte für die Zukunft zusammengestellt. „Damit alle ein ausreichend großes Stück vom Kuchen bekommen“, schreibt sie darin. Im dazugehörigen „Backrezept“ geht es um gerechte Löhne, allgemeinverbindliche Tarifverträge, starke Gewerkschaften, 12 Euro Mindestlohn, das Schließen der Gehaltslücke zwischen Ost und West und zwischen Frauen und Männern. Kurz: Es geht um Gerechtigkeit. 

Auf diese Art hat sie alle Politikfelder mit einem Rezept verknüpft. Da kommt dann zum Beispiel ein „bezahlbarer Wohnkeks“ raus. Sieht nicht nur gut aus, schmeckt auch gut und macht Politik verständlich. Am Wahlkampfstand ist zu spüren, wie wichtig den Menschen der direkte Kontakt ist. „Erfreulicherweise erfahren wir recht wenig krasse Ablehnung“, sagt Rasha. „Zwar winken viele ab und gehen schnell weiter, aber es gibt auch viele, die stehenbleiben. Mit diesen Menschen kommen wir dann wirklich ins Gespräch. Das sind gute Erfahrungen.“

Insgesamt sei die Stimmung freundlich. So erzählen es auch andere SPD-Kandidierende, egal, ob sie in den Städten oder auf dem Land unterwegs sind. „Natürlich gibt es mal den einen oder anderen blöden Spruch“, sagt Fabian Funke, der im Wahlkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge antritt. „Zu Angriffen ist es aber noch nicht gekommen und das bleibt hoffentlich auch so.“

Damit das so bleibt, ist sogar schon eine Wahlkampfveranstaltung in Limbach-Oberfrohna abgesagt worden. Dort wollten Carlos Kasper und Petra Köpping mit den Menschen ins Gespräch kommen. Da sich die Gesundheitsministerin angekündigt hatte, die auch für die Corona-Schutzverordnung mit verantwortlich ist, fühlten sich einige extreme Gegner der Corona-Politik herausgefordert. 

„Die Menschen sind offen für unsere Botschaften“

Rasha Nasr

Die als Partei agierende Gruppierung „Freie Sachsen“ rief im Internet und über Messengerdienste zum Besuch und zum Stören der Veranstaltung auf. 

Die Kleinstpartei ist dem rechtsextremen Spektrum zuzurechnen und wird seit Juni vom Verfassungsschutz beobachtet. Mitglieder und Sympathisanten der Gruppe hatten Mitte August nach einem Bürgerforum in Freiberg das Fahrzeug des sächsischen Ministerpräsidenten attackiert. Im Gerangel wurde eine Polizistin durch ein Dienstfahrzeug verletzt. 

Die Aufrufe in Limbach-Oberfrohna, den Besuch von Ministerin Petra Köpping zu stören, tauchten erst wenige Stunden vor der Veranstaltung auf. „Aufgrund der Kürze der Zeit war für uns nicht zu klären, wie groß die Gefahr ist, die von diesen Aufrufen ausgeht“, begründet Generalsekretär Henning Homann die Absage. „Es war nicht geklärt, ob die Polizei die Veranstaltung in ausreichendem Maß schützen kann und an welchem Punkt aus der abstrakten Bedrohung eine konkrete Gefahr für unsere ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer und für unsere Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung wird.“ 

„Wir haben ein tolles Programm, eine frische Kampagne und motivierte Mitstreiter*innen.“

Rasha Nasr

Die Absage bleibe aber selbstverständlich die absolute Ausnahme. Und: „Die Veranstaltung in Limbach-Oberfrohna wird nachgeholt. Wir sind dazu in der Terminfindung und arbeiten dafür in Absprache mit den Sicherheitsbehörden ein entsprechendes Konzept aus“, verspricht Henning Homann.

Tatsächlich läuft der Wahlkampf der SPD auch in Sachsen sehr gut. „Die Menschen sind offen für unsere Botschaften“, sagt Rasha Nasr. Da hilft natürlich das sehr professionelle, seriöse und ruhige Auftreten von Olaf Scholz. Seine Erfahrung und seine Kompetenz lassen die Umfragewerte steigen. „Abheben werden wir jetzt aber nicht“, sagt Rasha. „Wir arbeiten konzentriert und unaufgeregt weiter. Wir haben ein tolles Programm, eine frische Kampagne und motivierte Mitstreiter*innen, die alles geben, um ein gutes Ergebnis für die SPD zu erzielen.“