So wollen Kathrin Michel und Henning Homann die SPD Sachsen weiter voranbringen 

200 Tage sind lang. In einer Pandemie manchmal sogar sehr lang. Für das, was sich Kathrin Michel und Henning Homann als neue Vorsitzende der SPD Sachsen vorgenommen haben, sind 200 Tage hingegen eher kurz. „Mission 2025 – Das nachhaltige Comeback der Sozialdemokratie in Sachsen.“ So haben sie ihr Konzept zur Entwicklung der SPD überschrieben, dass sie im Landesvorstand vorgestellt haben. Die ersten 200 Tage der Mission 2025 führen die beiden durch ganz Sachsen.

Es geht um zwei Linien: Die eine geht nach außen zu den gesellschaftlichen Partnern, Bündnissen und Netzwerken. Kathrin und Henning haben deshalb schon die ersten Wochen genutzt, um sich mit Gewerkschaften, Handwerkskammern, innovativen Mobilitätsunternehmen zu treffen. Dabei war der Start in Leipzig – der Gründungsstadt der Sozialdemokratie – geglückt. Gemeinsam mit Oberbürgermeister Burkhard Jung und bei Treffen mit den Leipziger Verkehrsbetrieben sowie der Firma Nextbike hatten die beiden SPD-Vorsitzenden gute Gespräche. Immer mit Blick auf eine nachhaltige Zukunft für Sachsen, mit guten und sicheren Arbeitsplätzen.

Mindestens genauso wichtig ist beiden die zweite Linie und die führt an die Parteibasis. Im Rahmen ihrer 200-Tage-Tour werden sie alle Unterbezirke besuchen, es finden Ortsvereinsvorsitzenden und UB-Vorsitzendenkonferenzen statt. „Corona macht es uns natürlich nicht einfacher“, sagt Henning. Aber die ersten Treffen zeigen die Entschlossenheit aller Ebenen, die SPD in Sachsen gemeinsam zu neuer Stärke zu führen. Es müssen Steine aus dem Weg geräumt werden, um die Parteibasis zu stärken. Diese neuen Wege wollen Kathrin und Henning gemeinsam mit der Basis in den ersten 200 Tagen finden.

Die Pandemie zwingt uns zurzeit mehr denn je zur Digitalisierung. Videokonferenzen. Sogar Parteitage mit digitaler Abstimmung funktionieren inzwischen fast reibungsfrei. Ein dauerhafter Ersatz für Treffen in Präsenz sind sie auf keinen Fall. Es braucht das Persönliche. Auch deshalb wird sich das 200-Tage-Programm wohl etwas über diesen Zeitraum hinaus verlängern. „Sobald es die Corona-Situation im neuen Jahr zulässt, wollen wir unbedingt vor Ort Termine machen“, verspricht Kathrin.

So soll es in diesem Jahr weitergehen. Die beiden Vorsitzenden der SPD Sachsen lassen da auch Corona nicht als Ausrede gelten. Die Zeit bleibt nicht stehen. 2022 sind wichtige Landrats- und OB-Wahlen. 2024 sind Kommunal- und Europawahlen sowie Landtagswahlen in Sachsen und 2025 die nächste Bundestagswahl. Dann wird die „Mission 2025“ erfüllt sein. Zwei wichtige Schritte hat der neue SPD-Landesvorstand bereits eingeleitet. Auf der Landesvorstandsklausur soll im März 2022 eine Kampagne für das Jahr 2022 vorgestellt und eine Arbeitsgruppe zur Vorbereitung der Kommunalwahl 2024 eingesetzt werden. „Wir fangen frühzeitig an, um auf dem langen Weg erfolgreich zu sein“, so Kathrin Michel und Henning Homann abschließend.

200 Tage unterwegs in Sachsen – wir haben verstanden

Heute – am 26. April – enden die ersten 200 Tage für unsere neuen Landesvorsitzenden Kathrin Michel und Henning Homann. 200 Tage in innen- und außenpolitisch schwierigen Zeiten. 200 Tage, in denen die beiden durch Sachsen gereist sind und sich mit Betriebsrät:innen, Unternehmer:innen, Vereinen und Verbänden getroffen haben. Sie kamen über viele Zukunftsthemen ins Gespräch, auch mit den SPD-Mitgliedern direkt vor Ort. 200 Tage, die gezeigt haben, dass die SPD in Sachsen geschlossen da steht. Mit einem sozialen Plan für die Zukunft.

Dazu sagt unserer Doppelspitze:

Unser Ziel ist es, als SPD Heimat für alle zu sein, die sich ein zukunftsorientiertes, gerechtes und weltoffenes Sachsen wünschen. Als Vorsitzende der SPD Sachsen übernehmen wir viel Verantwortung. Wichtig dabei ist aber auch Teamwork. Sowohl mit unseren Minister:innen Martin Dulig und Petra Köpping, als auch unserer Fraktion unter Dirk Panter und Sabine Friedel gelingt es gemeinsam, Sachsen voranzubringen. Wir sind Motor in der Regierung und machen klare Vorschläge für eine klimagerechte Erneuerung der Wirtschaft, für sichere und gut bezahlte Arbeitsplätze und für ein gerechtes Bildungssystem. Wir wissen, um als SPD in Sachsen stärker zu werden, müssen auch wir uns verändern. In den Umfragen liegen wir zwischen 11 und 13 Prozent. Das reicht uns natürlich nicht. Die Sozialdemokratie in Sachsen ist stärker als unsere Umfragewerte. Das hat nicht zuletzt das Bundestagswahlergebnis gezeigt.

Wichtige Weichen haben wir im Landesvorstand gestellt. Wir unterstützen intensiv die Wahlkämpfe der Landrats- und Bürgermeisterkandidat:innen. Und im Rahmen der Mission 2025 bereiten wir uns langfristig auf die Wahlkämpfe in den Jahren 2024 und 2025 vor. Dabei sticht ins Auge, dass der Landesvorstand als Team arbeitet. Viele übernehmen Verantwortung in Arbeitsgruppen und Projekten. Wir sehen aber auch so manches strukturelles Problem der SPD, gerade außerhalb der großen Städte.

Deshalb sind 200 Tage nicht nur ein Grund, den Gestaltungsanspruch der SPD klar zu formulieren. Wir wissen um unsere Stärken, aber auch um unsere Schwächen. 200 Tage sind für uns ein Anlass Danke zu sagen an die fast 5.000 SPD Mitglieder in Sachsen. Wir sehen was ihr leistet. Lasst und gemeinsam erfolgreich sein.”

Unsere beiden Vorsitzenden Kathrin und Henning beantworten eure Fragen – live – bei Facebook.

Startet mit uns am Freitagabend ins Wochenende! Im Facebook Live stellen sich unsere Vorsitzenden Kathrin Michel, MdB und Henning Homann, MdL, euren Fragen. Stellt sie schon jetzt hier: ⏩

Neues Entlastungspaket dämpft Energiekosten – was genau steht drin?

Wer erhält die Energiepreispauschale?

Alle einkommensteuerpflichtigen Erwerbstätigen erhalten einmalig eine Energiepreispauschale von 300 Euro als Zuschuss zum Gehalt.

 

Wie wird die Energiepauschale ausgezahlt? – Sozial gerecht!

Das Geld wird vom Arbeitgeber als Zuschuss zum Gehalt ausgezahlt, bei Selbstständigen wird stattdessen die Steuer-Vorauszahlung gesenkt. Die Pauschale unterliegt der Einkommensteuer. Wer einen hohen Steuersatz hat, bekommt am Ende also entsprechend weniger raus – wer unter dem Grundfreibetrag bleibt, profitiert von der vollen Summe.

Das ist sozial gerecht: Wer finanziell stark ist, benötigt weniger Zuschuss, viel Hilfe bekommen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die die Energiepreise nicht alleine stemmen können. So wird die Mitte der Gesellschaft schnell, unbürokratisch und sozial gerecht entlastet.

 

Werden Spritpreise günstiger?
Wir sorgen für günstigere Spritpreise, indem wir die Energiesteuer auf Kraftstoffe befristet für drei Monate auf das europäische Mindestmaß absenken. Das macht bei Benzin 30 Cent und bei Diesel 14 Cent je Liter aus. Und wir wollen dafür sorgen, dass die Absenkung tatsächlich an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben wird. Dazu kommt die Erhöhung der Fernpendlerpauschale rückwirkend zum 1. Januar 2022 auf 38 Cent ab dem 21. Kilometer. Damit stellen wir sicher, dass der Weg zur Arbeit nicht vom Lohn aufgefressen wird.

 

Wird Bus und Bahn fahren auch günstiger?

Mobilität ist ein Baustein der Daseinsvorsorge, darum setzen wir nicht nur auf Verbesserungen für Autofahrerinnen und Autofahrer: Auch die Tickets für Busse und Bahnen werden günstiger. Es wird für 90 Tage bundesweit ein Ticket für 9 Euro pro Monat geben. Dazu sollen die Länder das Geld vom Bund bekommen. Damit wird das Bus- und Bahnfahren so billig, wie es in Deutschland wahrscheinlich noch nie war. Das zuständige Ministerium arbeitet mit Hochdruck an der konkreten Umsetzung.

Dieses Angebot gilt für alle.

 

Was wird gegen steigende Strompreise unternommen?

Schon ab Juli werden die Bürgerinnen und Bürger keine EEG-Umlage, also die Ökostromumlage, über die Stromrechnung mehr zahlen. Bisher war dieser Schritt erst für Anfang 2023 geplant. Die Entlastung sollen die Stromanbieter vollends an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergeben. Eine Entlastung von rund 6,6 Milliarden Euro. Dadurch spart ein Drei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 6.000 Kilowattstunden 133 Euro.

 

Wie werden Familien unterstützt?
Um besondere Härten für Familien abzufedern, wird schnellstmöglich für jedes Kind ergänzend zum Kindergeld ein Einmalbonus in Höhe von 100 Euro über die Familienkassen ausgezahlt. Der Bonus wird auf den Kinderfreibetrag angerechnet, kommt also stärker bei Familien mit wenig Geld an. Ebenso wie beim Klimageld wollen wir zielgenau unterstützen und nicht mit der Gießkanne verteilen. Darüber hinaus unterstützen wir mit dem Sofortzuschlag von 20 Euro Kinder, die besondere finanzielle Unterstützung brauchen.

 

Und was ist mit Menschen, die Sozialleistungen beziehen?
Der bereits beschlossene 100-Euro-Zuschuss für Empfängerinnen und Empfänger von Sozialleistungen wird um 100 Euro pro Person auf insgesamt 200 Euro erhöht.

 

Was ist mit Studierenden?

Für die Männer und Frauen an den Universitäten ist die Vergünstigung des ÖPNV 90 Tage für 9 Tage ein echter Mehrwert, da in den Metropolen der ÖPNV gut funktioniert. Zudem profitieren Studierende mit Bafög vom Heizkostenzuschuss: Dieser wird automatisch ohne Antragstellung ausbezahlt. Studierende und Azubis erhalten einmalig 230 Euro.

 

Was ist mit Rentnerinnen und Rentnern

Diese Woche konnten wir einen Erfolg für die Rentnerinnen und Rentner erzielen: Die Renten werden in diesem Jahr für alle 22 Millionen Rentnerinnen und Rentner deutlich angepasst: Zum 1. Juli 2022 steigen sie in Westdeutschland um 5,35 Prozent und in den neuen Ländern um 6,12 Prozent. Wer etwa heute 1.000€ Rente monatlich erhält, bekommt im Jahr 2022 321€ (West) bzw. 367,2€ (Ost) brutto mehr.

Die gesetzliche Rente ist verlässlich und gerade bei den schwierigen Bedingungen, wie steigende Preisen oder der internationalen Krisenlage stabil.

Hinzu kommt, dass Rentnerinnen Rentner auch vom Wegfall der den Strompreis verteuernden Ökostrom-Umlage, von der abgesenkten Energiesteuer auf Kraftstoffe und von der ÖPNV-Aktion profitieren. Wenn sie außerdem Grundsicherungsleistungen beziehen oder Wohngeld erhalten, bekommen sie zusätzlich die Einmalzahlungen und den Heizkostenzuschuss.

 

Möglichst früherer Abschied von der Gasheizung
Wir wollen, dass ab dem Jahr 2024 möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben wird – im Koalitionsvertrag war das bisher zum 1. Januar 2025 vorgesehen. Wir wollen aber auch die Hauseigentümer nicht mit den steigenden Preisen alleine lassen: Wir werden einen Rahmen schaffen, damit Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer ihre über 20 Jahre alten Heizungsanlagen austauschen können. Außerdem werden wir eine große Wärmepumpen-Offensive mit staatlicher Förderung starten.

 

Was ist mit dem Klimageld?

Wir machen außerdem Tempo bei der Einführung des im Koalitionsvertrag geplanten Klimagelds. Möglichst noch in diesem Jahr wird ein Auszahlungsweg über die Steuer-ID entwickelt , um in Zukunft einen einfachen und unbürokratischen Weg für Direktzahlungen an die Bürgerinnen und Bürger zu ermöglichen. Mit dem Klimageld werden wir staatliche Einnahmen aus dem CO2-Preis im Verkehrs- sowie Wärmebereich an die Bürgerinnen und Bürger zurückgegeben.

 

Welche steuerlichen Erleichterungen sind geplant?

Wir setzen außerdem auf weitreichende steuerliche Erleichterungen, von denen alle Beschäftigten profitieren, die eine Steuererklärung einreichen. Die Werbekostenpauschale – offiziell Arbeitnehmerpauschbetrag – wird rückwirkend zum Jahresbeginn auf 1200 Euro erhöht. Außerdem steigt der Grundfreibetrag bei der Einkommensteuer auf 10.347 Euro. Beide Maßnahmen bedeuten rund 4,5 Milliarden Euro weitere Entlastung.

 

Wer erhält einen Heizkostenzuschuss?

Extreme Schwankungen von Wohn- und Nebenkosten dürfen nicht dazu führen, dass Menschen ihr Zuhause verlieren oder in ihren eigenen vier Wänden frieren. Daher bringen wir mit Blick auf die steigenden Energiepreise in diesem Winter einen einmaligen Heizkostenzuschuss für einkommensschwache Familien auf den Weg. Auch Studierende mit Bafög, Empfängerinnen und Empfänger von Aufstiegs-Bafög und Auszubildende, die Berufsausbildungsbeihilfe bekommen, werden unterstützt.

Und wir verdoppeln den Heizostenzuschuss: Statt 135 Euro erhalten allein lebende Wohngeldempfängerinnen und -empfänger einen einmaligen Zuschuss von 270 Euro zu ihren Heizkosten. Für Zwei-Personen-Haushalte wird es 350 Euro geben, für Studierende mit Bafög sowie Bezieherinnen und Bezieher von Aufstiegs-Bafög und Berufsausbildungsbeihilfe 230 Euro. Das Geld wird im Sommer ausgezahlt, wenn die Betriebskostenabrechnung mit den Heizkosten für diesen Winter verschickt werden.

Davon profitieren rund 2,1 Millionen Bürgerinnen und Bürger, etwa Rentnerinnen und Rentner, Alleinerziehende oder Menschen, die wenig verdienen. Sie bekommen das Geld ohne Antrag direkt auf ihr Konto überwiesen.

Lukas Rietzschel: In die Partei eintreten ist so einfach wie ein Netflix-Abo abschließen

Lukas Rietzschel ist erfolgreicher Schriftsteller und Genosse in Görlitz. Wir sprachen mit ihm über seinen Blick auf die SPD.

Lukas, wann, wie und warum bist du zur SPD gekommen?

Das war der Wahlabend bei der Bundestagswahl 2017. Ich war ein Jahr vorher nach Görlitz gezogen. Deshalb hatte ich ganz besonders darauf geschaut: Wie sind jetzt hier die Ergebnisse? Und dann saß ich da und sah, wie die AfD in den Bundestag einzog, sah, wie Michael Kretschmer in Görlitz sein Direktmandat verlor und fragte mich: Was ist denn hier bitte gerade passiert? Da war mir klar: Ich muss mich aktivieren, mich beteiligen. Und dann habe ich noch direkt am Wahlabend online das Beitrittsformular ausgefüllt und bin in die SPD eingetreten. Das geht ganz schnell – wie bei einem Netflix-Abo. Und ich bereue es überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Ich empfinde es als eine wahnsinnige Bereicherung für mich, auch für mein politisches Verständnis. Es ist nach wie vor so, dass ich immer wieder Leuten sage: Tretet in die Parteien ein. Mischt euch ein. Erfahrt mal, wie das ist, sich mit anderen auszutauschen, einen Konsens entstehen zu lassen, eine Entscheidung zu treffen.

Siehst du dich in der Tradition berühmter Schriftsteller:innen, die die Sozialdemokratie öffentlich unterstützt haben?

Ich bin 2017 in die SPD eingetreten. Das war, bevor mein erstes Buch erschienen ist. Das kam erst 2018. Das spielte also für mich damals gar keine Rolle. Aber es ist natürlich schon faszinierend zu sehen, dass sich viele intellektuelle gesellschaftliche Größen eher mit der SPD identifizieren. Das ist zumindest mein Eindruck. Warum das so ist, weiß ich nicht genau. Ich glaube, dass das Thema Solidarität da eine ganz große Rolle spielt. Das ist jedenfalls etwas, das ich ganz stark mit der SPD verbinde. Die eigenen Interessen auch mal in den Hintergrund zu stellen zugunsten des gesellschaftlichen Wohls.

Wie hast du die SPD am Anfang deiner Mitgliedschaft erlebt?

Das waren die schweren Jahre mit den zermürbenden Diskussionen um die Vorsitzenden im Bund und die schwierige Groko-Zeit. Das habe ich auch bei den ersten Treffen im Ortsverein gespürt. Die Stimmung war damals nicht so gut. Ich bin eingetreten, weil ich mitdiskutieren wollte. Am Anfang war ich ein bisschen abgeschreckt, weil es erst einmal um solche Sachen ging wie: Wer ist eigentlich der Stellvertreter vom Stellvertreter für die Kreissitzung? Wer kann diese Delegation noch mit besetzen? Wer steht da zur Verfügung und so weiter. Das heißt, es war ein ewiges Protokoll, bevor wir uns darüber unterhalten konnten, was wir über die Groko denken.

Was kann die SPD besser machen, damit Neumitglieder nicht solche Erlebnisse haben, wie Du damals?

Ich glaube, wir müssen den Leuten ehrlich sagen, was sie erwartet, wenn sie in eine Partei eintreten. Da kommen Menschen, die haben Lust mitzumachen. Vielleicht sind sie am Anfang ein bisschen naiv, war ich auch. Aber wir müssen sie ganz konkret ansprechen: Was stellst du dir vor? Wie möchtest du dich einbringen? Es muss uns gelingen, neue Mitglieder schnell einzubinden. Teambuilding ist total wichtig.

Wie denkst du, können wir es schaffen, mehr Menschen dazu zu bewegen, sich gesellschaftlich zu engagieren?

Eines der Probleme ist, dass es am Ende immer dieselben Menschen sind, die sich engagieren. Egal, ob in Parteien oder in anderen Ehrenämtern. Da investieren Menschen sehr viel von ihrer Freizeit. Das sieht man leider viel zu wenig, wie viel manche Menschen unentgeltlich in die Gesellschaft reinstecken. Der Begriff des mündigen Bürgers, der mündigen Bürgerin ist ein Begriff, den wir ruhig mal wieder einbringen können in den Diskurs. Es ist ja nicht so, dass man sich hier immer nur beschweren kann und dann wird geliefert. Sondern man muss sich natürlich auch ein bisschen selber beteiligen. Demokratie heißt ja nicht nur, dass es Rechte gibt, sondern jeder hat auch Pflichten. Wie soll denn Politik Lösungen finden, wenn sich die Leute nicht beteiligen?

Was sagst du zum Koalitionsvertrag der Ampel?

Ich finde es schade, dass soziale Themen ein bisschen kurz gekommen sind. Die Entscheidung zum Mindestlohn ist gut, das stimmt. Aber wir brauchen endlich ein ordentliches Rentenkonzept. Es kann doch nicht sein, dass wir jetzt sagen, die Rentenversicherung kann an den Kapitalmarkt gehen und gucken, wie sie das Geld vermehrt. Das ist nicht mein Verständnis von Sozialstaat. Ich wünschte mir schon, dass wir unser Rentensystem grundlegend durchdenken und reformieren. Auch deswegen hab ich am Ende SPD gewählt. Ich hätte mir stärkere soziale Komponenten gewünscht. Gerade was die Absicherung Richtung Altersarmut und Kinderarmut angeht. Gut ist, dass jetzt endlich das Hartz-IV-System reformiert wird. Insgesamt habe ich das Gefühl, da passiert jetzt mehr, als in einer großen Koalition mit der CDU möglich gewesen wäre. Das freut mich natürlich.

Im Koalitionsvertrag geht es auch um den Kohleausstieg. Wie kann der in der Lausitz zu einer gelungenen Transformation und für die Menschen zu einer positiven Erfahrung werden?

Ich finde es total logisch und begrüße es auch, dass der Kohleausstieg früher kommen soll. Was mich allerdings schon länger irritiert, sind die absoluten Aussagen, die getroffen werden und dann nach kurzer Zeit revidiert werden müssen. Das ist das, was Vertrauen erschüttert. Ich meine nicht, dass man den Kohleausstieg jetzt vorzieht. Das ist an sich legitim, dass Entscheidungen überdacht und verändert werden. Aber dass man sich vorher hinstellt und sagt: So ist das jetzt, das ist sicher und wird sich nicht verändern. Das ist das Problem.

Alles, was rund um den Ausstiegsprozess jetzt passiert, finde ich sehr lobenswert. Da ist politisch ein Blickpunkt drauf und jede Menge Geld da. Das muss man jetzt sinnvoll nutzen. Da wünsche ich mir eine andere Form der Kommunikation. Denn jetzt passiert das in einer Art und Weise, die genau wieder diese „Ihr-bestellt-wir-liefern-Mentalität“ fördert. Die Politik suggeriert: Macht euch keine Sorgen, wir kümmern uns um euch. Das ist zwar gerade in Ostdeutschland nach den Treuhanderfahrungen und der großen Deindustrialisierung nach 1990 total wichtig, dass man den Menschen Sicherheit gibt, aber es fehlt der Aspekt, den Menschen auch zu sagen, dass sie selber mitverantwortlich dafür sind, dass das gelingt.

Das Gespräch führte Tilman Günther.

Foto: Christine Fenzl

Lukas Rietzschel, geboren 1994 in Räckelwitz, lebt und arbeitet in Görlitz. Er studierte Politikwissenschaft, Germanistik und Kulturmanagement. 2018 erschien sein Debüt-Roman „Mit der Faust in dieWelt schlagen“. Jetzt hat er seinen Roman „Raumfahrer“ veröffentlicht. Das Buch ist im dtv-Verlag erschienen. Die gebundene Ausgabe hat 288 Seiten und kostet 22 Euro.

 

 

211125_Ausschreibung 4. Trainee-Programm

Am Sonntag zählt’s: Wer Scholz will, wählt SPD

Holger Mann, Spitzenkandidat der SPD Sachsen zum Abschluss des Bundestagswahlkampfes:

“Jetzt zählt’s. Am Sonntag wird ein neuer Bundestag gewählt. Bei dieser Wahl geht es um höhere Löhne, um stabile Renten und bezahlbare Mieten. Es geht uns darum den Klimawandel zu bekämpfen und nachhaltige, gute Arbeitsplätze zu schaffen.

Die SPD steht zudem für ein faires Steuersystem, das über 95% der Sachsen entlastet, aber Reiche mit mehr als 150.000 Euro Jahreseinkommen stärker in die Pflicht für Infrastrukturinvestitionen nimmt.

Wir nehmen die Probleme der Menschen in Ostdeutschland in den Blick, um sie zu lösen. Die SPD kämpft in Sachsen um jede Stimme. Die Wahl wird spannend, die Entscheidungen knapp – sowohl im Land als auch in den einzelnen Wahlkreisen.”

Holger Mann ruft die Wählerinnen und Wähler in Sachsen auf, nach ihrer Überzeugung zu wählen:

„Verlassen Sie sich nicht auf windige Wahlkreisprognosen. Wählen Sie die Personen, die Sie überzeugen! Wir haben in Sachsen ein überzeugendes Kandidierenden-Team mit vielen neuen Gesichtern aufgestellt. Sie stehen für eine SPD, die aus Fehlern gelernt hat und vieles besser machen will und wird. Sie stehen gemeinsam mit Olaf Scholz für überzeugende Inhalte. Wer Olaf Scholz als Kanzler für Deutschland will, wählt deshalb mit beiden Stimmen SPD.”

Martin Dulig: „SPD will im Osten stärkste Kraft werden.“

Thema: Bundestagswahl – SPD will im Osten stärkste Kraft werden

SPD-Landesvorsitzender Sachsen und Ostbeauftragter der SPD

Martin Dulig: „SPD will im Osten stärkste Kraft werden.“

„Wir haben in den letzten Jahren als SPD viel aus den gesellschaftlichen Debatten über Ostdeutschland gelernt. Wir haben verstanden: Es geht um Respekt im gegenseitigen Miteinander, um Respekt vor der Leistung der hart arbeitenden Menschen, die oft wenig Anerkennung bekommen. Es geht um gute Löhne, stabile Renten und soziale Sicherheit. Es geht darum Klimaschutz, Soziales und den Industriestandort Sachsen zusammenzudenken“, sagt Martin Dulig.

„Wir haben jetzt das erste Mal die faire Chance auf einen Vorsprung Ost. Durch Investitionen in neue Technologiefelder, Klimaschutz und die Wirtschaft der Zukunft, können wir als Sachsen an die Spitze kommen und gute Arbeitsplätze für Ostdeutschland entwickeln.“

„Wir sind als SPD mit unserem Kanzlerkandidaten Olaf Scholz auf dem Weg, in Ostdeutschland stärkste Kraft zu werden. In Sachsen liegen wir gleichauf mit der CDU.“ Die Entscheidung sei klar, so Dulig: „Wer Scholz will, wählt SPD. Wer eine starke AfD verhindern will, wählt SPD. Wir sind die starke Kraft in und für Ostdeutschland. Olaf Scholz wird zugetraut, die wichtigsten Themen anzupacken. Er kennt ostdeutsche Geschichten aus der Zeit, als er in den Neunzigern als Arbeiter-Anwalt tausende Jobs gerettet hat.“

AfD und CDU hätten hingegen keine Lösungen für Ostdeutschland, sagt Martin Dulig: „AfD und CDU haben keinen Plan für die Zukunft Ostdeutschlands. Beide lehnen einen Mindestlohn von 12 Euro für die hart arbeitenden Menschen ab. Die AfD fordert wie die CDU eine ,Flexibilisierung beim Arbeitsrecht’ in ihrem Programm. Wir alle wissen, dass dies noch nie etwas Gutes für die Beschäftigten bedeutet hat.“

„Es ist nicht gottgegeben, dass die CDU auf immer und ewig Sachsen dominiert, oder die AfD stärkste Kraft wird. Ganz im Gegenteil. Am Wochenende entscheiden die Wählerinnen und Wähler.”

Hintergrund

Die Süddeutsche Zeitung schrieb über die Zeit von Olaf Scholz in Ostdeutschland: „Westdeutsche verstehen oft nicht, was der Förderkran mit dem Schriftzug Takraf in seinem Wahlkampffilm soll. Dabei ist die Geschichte interessant. Takraf, kurz für Tagebau-Ausrüstungen, Krane und Förderanlagen, war eines der größten Kombinate der DDR (…), das mal 42.000 Angestellte zählte, wurde zerschlagen. Es ging darum, möglichst viele Beschäftigte durchzubringen, Olaf Scholz rang um Sozialpläne, setzte Verträge auf. (…) Es fliegen trotzdem Zehntausende Metallarbeiter raus, doch dank der Scholz-Verträge und einer Beschäftigungsgesellschaft können sich immerhin Tausende über ein paar Jahre oder bis in die Rente retten.“

Der Takraf-Betriebsrat von damals, Thomas Arnold, sagt über Olaf Scholz: „Er hat uns Mut gemacht weiterzumachen“. Und: „Viele loben das Ergebnis noch heute, ohne zu wissen, dass er es war.“

Politik ist wie backen: gute Rezepte sind gefragt

Der aktuelle Vorwärts berichtet vom Wahlkampf in Sachsen.

CDU-Steuerkonzept ist unsolidarisch, ungerecht und unterfinanziert

Die steuerpolitischen Vorschläge von CDU und SPD in ihrer Gesamtheit könnten unterschiedlicher kaum sein.